Aus der Geschichte des Ampertals und von Weng an der Amper:
Eine kleine Ortschronik von Weng


Ausgrabungen einer versunkenen Stadt (die größte mittelbronzezeitliche Burg nördlich der Alpen) 1992 bei Bernsdorf (Gemeinde Kranzberg) - das bayerische "Troja" - durch die "Schliemanns des Ampertals", Manfred Moosauer und Traudl Bachmaier, belegen bereits eine Besiedelung des Ampertales zur Bronzezeit um 1675 bis 1410 vor Christi.

Ab 1998 kamen Funde zum Vorschein, die das Prädikat "sensationell" verdienen. Es handelt sich um Goldschmuck, der vermutlich zur Kultausstattung eines Götterbildes verwendet wurde.
Im Herbst 2000 fand man dann zwei unscheinbare Bernsteinobjekte, die nach eingehender Untersuchung noch eine größere Sensation darstellten als der gefundene Goldschmuck. Sie weisen mit den eingravierten Schriftzeichen auf eine Verbindung zur mykenischen Kultur hin. Bernsdorf war also ein Mittelpunkt auf dem Handelsweg zwischen Ostsee und dem ostlichen Mittelmeerraum.
Im Jahr 2010 geht das Abenteuer Bernsdorf weiter. Unter der Leitung von Prof. R. Krause von der Goethe-Universität Frankfurt wird die folgenden sechs Jahre ein großangelegtes Grabungsprojekt durchgeführt. Auf die Ergebnisse darf man gespannt sein.
Nur wenige Kilometer von der Bernsdorfer Höhensiedlung entfernt, entstand auf dem Pantaleonsberg in Kranzberg ein Museum, in dem auch Funde der Bernsdorfer Grabungen zu besichtigen sind.
Dass der Bereich bei und um Weng zu dieser Zeit ebenfalls tangiert war, zeigen zahlreiche Funde.So wurde von Johann Hörmann südlich von Weng 1997 ein Bronzeschwert gefunden, das in die Zeit 1400 vor Christi einzuordnen ist.


Bei Grabungsarbeiten in seinem Hof stieß Josef Rothmeier auf Knochenreste bzw. einen Totenschädel. Untersuchungen ergaben, dass die Knochen aus einem Gräberfeld der Merowingerzeit (ca. 400-751 nach Christi) stammen.

Interessant auch, wie Joseph von Hazzi in seinen "Statistischen Aufschlüssen über das Herzogtum Bayern" aus dem Jahr 1801 das Ampertal von den umliegenden Gebieten unterscheidet:
"Nur das Ampertal sieh fröhlich aus, alles übrige ist gräßlich, voll Wald, Moos und Weide. Die Häuser, elendste Hütten, von innen und außen ist alles schmutzig und arm. Nur im Ampertal gibt es Häuser von Stein und etwas Wohlstand. Die Menschenrasse ist äußerst verkrüppelt und verkümmert und klein, dumm und wild, meist mit körperlichen Schäden behaftet.
Einen auffallenden Unterschied macht, wie gesagt, das Ampertal. Das männliche und weibliche Geschlecht ist hier groß und wohlgestaltet. Der Mann trägt einen freinen blauen Rock, rote Weste, grüne Hosenträger darüber und einen Gurt, dann schwarzlederne Beinkleider, blaue Strümpfe und Schuhe mit Bändern.
Die Weiber haben zwar kurze aber dickgepolsterte schwarze Röcke, steifes Mieder und am Hals ist alles eng zusammengezogen, den Kopf bedeckt eine große schwarze Mütze von Otter.
Die jüngeren Mädchen haben blaue Hauben mit Spitzen, auch eine Art Casquet, worunter ihre Haare in Zöpfen geflochten sind - nebenbei bemerkt hat jede einen Gürtel von Silber oder Metall um den Leib. Auf dem Tanz sieht man bei ihnen schöne weiße Strümpfe und feine weiße Tücher mit Spitzen auf dem Kopf.
Der Fluss prägt die Landschaft und bleibt doch meist unsichtbar. Nasse Auwälder und Schilfgürtel verbergen fast überall den Wasserlauf. Seit Urzeiten besiedeltes Land im Übrigen, allein die Ortsnamen weisen auf Keltische und vorkeltische Ursprünge hin: Appercha und Hohenbercha, Zinklmiltach und Grantlmiltach, jarzt und Weng!"

Auch die Römer fühlten sich in dieser Gegend wie im ganzen Ampertal sichtlich Wohl, zahlreiche Funde und Ausgrabungen der letzten Jahre – darunter eine vollständige römische Villa in Fahrenzhausen – bestätigen das. Die römischen Bauherren legten ihre Villen bevorzugt an den bevölkerten Römerstraßen an und so verwundert dieser Standort nicht: Eine der wichtigsten Verbindungslinien der römischen Besatzungsmacht führte an der Amper entlang von Fahrenzhausen über Allershausen, Zolling und Inkofen bis zur Ampermündung. Nachfahren der römischen Bautechniken finden wir heute noch in zwei romanischen Kirchen des Amperlandes, in Großeisenbach bei Weng und in Kleinviecht bei Langenbach.

Die Ortschaft Weng kann auf eine über 1000-jährige dokumentierte Geschichte zurückblicken. Textauszüge aus den Chronikunterlagen: „864 tauscht Bischof Anno von Freising an den Grafen Costascalv und dessen Gattin Altasuind Besitz in Zezinhusir (= Hetzenhausen) gegen Besitz in Uvengia (=Weng) und Holinpah (=Hollenbach Lkr. Aichach). Die Liegenschaften in Hetzenhausen sind Hofstätte, Haus, Stadel, Obst- und Hopfengarten, 240 Juchert Ackerland, ferner Wiesen mit 300 Karren Heuerträgnis.

Im Jahr 1179 übergibt die Witwe des Grafen Konrad II. von Dachau – Mathilde von Falkenstein – dem Kloster Indersdorf einen Hof zu Weng. Ulrich von Lochhausen, ein Dachauer Magistrale, wird beauftragt, die von der Witwe Mathilde dem Kloster Indersdorf geschenkte Besitzung zu Weng in zeitlichen Schirm zu nehmen.

Um 1870 hatte Weng nur 75 Einwohner in 11 Häusern. Den ersten bescheidenen Aufschwung erlebte unsere Ortschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit dem Bau des Wasserkraftwerkes.


Weng war bis zur Gebietsreform im Jahre 1972 Sitz der ehemaligen Gemeinde Großnöbach. Zum 100. Jubiläumsjahr des Schützenvereins konnte Weng auf eine Geschichte von 1147 Jahren zurückblicken, hatte 468 Einwohner und ist somit die viertgrößte Ortschaft der Gemeinde Fahrenzhausen.

Egal aus welcher Himmelsrichtung man nach Weng kommt, taucht auf der Höhe plötzlich ein Bauwerk auf, fast Domhaft, mit steilem Dach und einem schlanken Turm, dessen Spitzhelm wie eine Lanze in den Himmel sticht.

Es ist unsere St. Georgskirche. Im Chorgewölbe befindet sich ein Schlussstein mit der Jahreszahl 1468. In diesem Jahre wurde die Kirche geweiht. Dis Stifter der Kirche sind Hans der Fraunberger zu Haag auf Massenhausen und seine Ehefrau Anna, eine geborene Marschalkin zu Pappenheim. In einer Urkunde heißt es, dass sie „mit Hilfe armer Leute“ gebaut wurde.

Die schöne Kirche von Weng ist sicherlich von den Stiftern nicht als Gemeindekirche erbaut worden. Einer Sage nach wurde die Wenger Kirche als Sühnekirche gebaut. Die Größe des Presbyteriums deutet darauf hin, dass noch ein Kloster dazu gebaut werden sollte. Aber ein Klosterbau wurde nicht errichtet, weil die Freisinger Domherren nicht in die „Wildnis von Weng“ hinausziehen wollten.

Auch wenn die Wenger St. Georgskirche nicht im Ort sondern auf dem Berg steht, so war und ist sie immer Mittelpunkt des Ortsgeschehens. Die Verbundenheit des Schützenvereins zur Kirche sieht man ganz deutlich auf der Vereinsfahne und im Vereinszeichen.


In Weng gibt es auch noch ein zweites markantes Bauwerk, das Kraftwerk. Mit Beschluss vom 24.06.1908 des Kgl. Bezirksamtes Freising wurde den Amperwerken (später Isar-Amperwerke, heute eON) die Genehmigung zur Herstellung einer Wasserkraftanlage an der Amper erteilt.
Dieses Kraftwerk hat im November 1909 seinen Betrieb aufgenommen. Das Kraftwerk II in Kranzberg wurde im Dezember 1910 seiner Bestimmung übergeben. Besichtigt wurden diese Kraftwerke durch Sr. Kgl. Hoheit Prinzregent Luitpold v. Bayern am 28. März 1911.



Das Wenger Kraftwerk und der dazugehörige Bauhof hat die Geschichte und das Gesicht der Ortschaft maßgeblich geprägt. Der Bauhof mit seiner handwerklichen Ausstattung (Schmiede, Schreinerei, Zimmerei und Wasserbau) war für viele Einwohner von Weng und Umgebung über Jahrzehnte ein sicherer Arbeitsplatz.
Die zum Kraftwerk gehörigen sogenannten Werkshäuser dienten den angestellten Maschinisten als Wohnung und Heimat. Diese Wohnungen und das Kraftwerk sind heute verkauft und befinden sich im privaten Besitz. Der heute im Kraftwerk erzeugte Strom wird in das öffentliche Netz eingespeist.
Der Bauhof wurde zwischenzeitlich aufgelöst und die Gebäude abgebrochen. Auf der nun seit längerem freien Fläche wurde wiederum das Festzelt für die Festlichkeiten zu unserem Jubiläum aufgestellt.

In der Zeit des Kraftwerkbaues erfolgte auch die Planung und Errichtung der Wenger Volksschule der damaligen Gemeinde Großnöbach. Zum Schulbezirk gehörten die Ortschaften Wenig, Gesseltshausen, Groß- und Kleineisenbach sowie Groß- und Kleinnöbach.
In diesem Schulhaus war auch das Rathaus der Gemeinde Großnöbach, oder wie es früher hieß, die Gemeindekanzlei untergebracht. Nach Auflösung der Volksschule, im Rahmen der Schulreform, im September 1969 wurden die darin befindlichen Lehrerwohnungen vermietet und die Schulräume teilweise gewerblich genutzt. Der zunehmende Verfall des Gebäudes mit den gleichzeitigen Überlegungen über den Fortbestand, waren die Geburtsstunde für das heutige Feuerwehr- und Vereinsheim.




Fortsetzung folgt ... vielleicht bald